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Civetta in den Dolomiten ein Traum aus unserer Jugendzeit

Bereits vor über 40 Jahren berichteten die „Alten vom Berg“ von den Dolomiten und den traumhaften Bergen. Ich weiß nicht ob jemals einer der alten Bergpiraten Klettertouren in den Dolomiten absolvieren konnte. Die schwere Zeit nach dem Krieg und die damit einhergehende Fokussierung auf unser heimisches Gebirge ließen derartige Planungen in weiter Ferne rücken.

Jahrelang sind wir in die Dolomiten gefahren, ohne an die alten Geschichten zu denken. Zu unserer diesjährigen Wintertour in die Dolomiten standen wir auf dem Lagazuoi einer unser schönsten Skiabfahrten  und sahen in der Ferne die Civetta in der vollen Bergpracht.

Die Erinnerung an alte Zeiten ließ den Wunsch in uns keimen, einmal selbst auf der Spitze der Civetta zu stehen. 

Es kristallisierte sich für uns der teilweise versicherte Ostpfeiler als besonders lohnenswert heraus.  Im Abstieg über die Normalroute könnten wir eventuell, falls notwendig, die Rifugio Maria Vittoria Torrani auf 2984 m als Übernachtungspunkt nutzen.

Unsere Fahrt in die Dolomiten führte uns über das Dachsteingebirge, wo wir als Test die Besteigung des Hohen Dachsteins absolvierten. Guten Mutes ging es am nächsten Tag in Richtung Dolomiten.

Nachdem wir am Nachmittag Palafavera erreicht hatten, entschieden wir sofort zu Rifugio Adolfo Sonino al Coldai aufzusteigen, um so bereits auf 2132 m Höhe zu gelangen. Kurzentschlossen wurden die Klettersachen gepackt und bereits gegen 16:00 Uhr starteten wir den Aufstieg. Nach 2 Stunden erreichten wir pünktlich zum Abendbrot die Hütte.

Wie gewöhnlich hatten wir keine Übernachtung vorbestellt, so dass wir mit einem 6-Bettzimmer vorlieb nehmen mussten. Gemeinsam mit 2 Engländern und einer Chinesin teilten wir uns das Zimmer. Da wir bereits am nächsten Morgen 06:30 Uhr unseren Frühstückskaffee einnehmen wollten, war die Schlafgelegenheit für uns ausreichend.

Heftiger Sturmregen und Gewitter fegte durch die Nacht. Hoffentlich wird am Morgen die Sonne zu mindestens teilweise wieder hervorschauen. 06:50 Uhr starteten wir nach einem kurzen Frühstück unsere herausfordernde Tour. Einer Stunde Wanderung später und kleineren aufwärts gerichteten Klettereien entlang dem oberen Gebirgsstock hatten wir den Einstieg zum Ostpfeiler bei 2365m erreicht.

Nun hieß es nur noch aufwärts und das über mehrere Stunden. Die Sonne blinzelte ab und zu durch die Wolken und das Wetter erwies sich als sehr stabil. Wir hatten uns vorgenommen nach jeder Kletterstunde eine kurze Trinkpause einzulegen, um einer Verausgabung vorzubeugen. Gegen 09:00 Uhr erreichten wir nach leichter Kletterei ein Band was wir nach links folgen mussten. Die erste Pause tat uns bereits gut und wir spürten, dass noch einiges auf uns zukommen wird.

Nicht zu schnell aber kontinuierlich ging es weiter. Gemeinsam mit der hinter uns kommenden Seilschaft bewältigten wir den nächsten Abschnitt bis zu einem weiteren Band unterhalb der Punta Tissi dem Sivetta-Pfeiler.

Hier hieß es nochmals kräftig zu trinken. Immer weiter endlos weiter kletterten wir Höhenmeter um Höhenmeter und spürten die Anstrengung. So konzentriert waren wir bei der Sache, dass wir selbst die Schlüsselstelle nicht einmal bemerkten. Unterhalb des steilen Schuttfeldes der zum Gipfelaufbau führte, nahmen wir erneut eine kräftige Trinkpause. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits 2 Liter  getrunken und natürlich viel Schweiß verloren. Der Aufstieg über das Schuttfeld bereitete uns schon einige konditionelle Mühe und wir kamen dementsprechend langsamer voran. Der Gipfelaufbau ließ uns nochmal alle Kräfte zusammen nehmen, um die Kletterpassagen zügig zu meistern. Der nicht enden wollende Ausstiegsgrad erforderte erneut unsere Kondition und ein paar kleinere zusätzliche Pausen waren die Folge.

Kurz vor 12:00 Uhr standen wir überglücklich am Gipfelkreuz und genossen sichtlich das gigantische Panorama.

Auf der einen Seite schweifte der Blick zum Monte Pelmo und auf der anderen Seite war die Marmolada der höchste Berg der Dolomiten für uns in der Ferne sichtbar.

Nach einer Viertelstunde und einer weiteren Trinkpause machten wir uns an den gigantischen Abstieg, der uns 1860 m abwechseln Klettern, Geröllabstieg und Wandern gepaart mit einigen nicht zu unterschätzenden Gegenanstiegen zu unserem Ausgangspunkt in   Palafavera zurück führen sollte. Vom Gipfel bis zur Refugio Torrani in 2984 m Höhe war ein scheußliches Geröllfeld  unser Begleiter.

An der Hütte konnten wir unsere Getränkevorräte (wie geplant) auffrischen und nochmals einen Blick in Richtung Gipfel erhaschen. Ab jetzt galt es für die nächsten 2,5 h Abzuklettern und Geröllfelder zu passieren.

Das ging wirklich in die Beine und wir waren froh, dass sich unsere Knie nicht gemeldet haben. Glücklicher Weise ging es abwärts, so dass die schlechter werdende Kondition auch nicht so ins Gewicht fiel. Auf einer Höhe von 2300 m erreichten wir den Gebirgsstock den wir nun wieder  horizontal leicht auf- und abwärts kletternd, gepaart mit Wandereinlagen, die ebenfalls bergauf- und bergab gingen zur  Rifugio Coldai bewältigen mussten. Die Gegenanstiege wurden für uns gefühlt immer schlimmer und so kamen wir konditionell bedingt nicht mehr so schnell vorwärts. Gegen 16:15 Uhr erreichten wir die Rifugio und Trinken war hier wirklich erste Bürgerpflicht.

Nun lagen noch etwas über 600 m Abstieg vor uns, die wir jedoch auf einem gut ausgebauten Wanderweg zurücklegen durften. Da es sich um einen reinen Abstieg ohne Gegenanstiege handelte spielte nun unsere geschwächte Kondition keine nennenswerte Rolle mehr. Genau 18:06 Uhr erreichten wir  unser Wohnmobil. Duschen und Umziehen waren mühsam aber nach einer halben Stunde erledigt. Mit einem vorzüglichen italienischen Abendessen in der nahe gelegenen Gaststätte beschlossen wir diese für uns erlebnisreiche Bergfahrt.

Euer Profi

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