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Böhmische Winterwanderung (08.02.2015)

 

Silvester hatten Dana und Mario, Denise, Elisa und ich in Böhmen, genauer in Děčín, verbracht.

Beim Studieren der Wander-Karte fiel uns ein Wanderweg auf, der von der Stadt hinauf zum Quaderberg, Děčíns so genannter Kaiseraussicht ansteigt und dann entlang des Rosenkamms oberhalb der Elbwände bis nach Hřensko (Herrnskretschen) führt. Das wäre doch mal was – vielleicht sogar `ne Klubtour ?!

…..

40 Tage später sitze ich mit Waldi und Egon im Zug von Schandau nach Děčín, für € 2,20 pro Person, von Egon ausgetüftelt (ich Trottel hätte € 9,60 bezahlt).

Ganz spontan hatten wir uns entschieden, eben diese eingangs erwähnte Route mal zu laufen.

Hätten wir mal lieber die Karte bisschen eingehender studiert!

Nun ja, ab Bahnhof Bodenbach geht`s jedenfalls so 2 bis 3 km durchs Stadtgebiet hinauf zum Quaderberg, also von 135 m auf 290 m Seehöhe (!) Gigantisch, nicht?

Man hat eine super schöne Aussicht über die Dächer der nordböhmischen Kreisstadt und zum markanten Schneeberg hinüber. Was wir dann allerdings am Wegweiser lesen,

beeindruckt uns noch ein wenig mehr: Hřensko: 17,5 km. Waldi`s Halsschlagader pulsierte leicht, bevor er aussprach: „Ihr habt wohl `ne Meise…, Egon was hast`n Du gestern gesoffen?“

Waldi, lass uns einfach erstmal loslaufen, wenn alle Stränge reißen, steigen wir nach Niedergrund ab…

Egon rechnete kurz: 4-5 km pro Stunde, also rund 4 Stunden. Uhrenvergleich: 12:30 Uhr. Im Grunde viel zu spät.

Aber was soll`s, wir laufen erstmal los. Unterwegs werden wir herrliche Aussichten genießen und alles wird gut. Um es vorweg zu

nehmen: Der ganze Rosenkamm beschert dem erwartungsvollen Wanderer ganze drei Aussichten, den Rest stiefelt man durch den Wald…

2005-02-13 14.45.57Die erste Aussicht, den Quaderberg hatten wir schon erstürmt und ca. 5 km weiter erreicht man den geografisch höchsten Punkt der Tour, die auf 403m Seehöhe gelegene Rosenkamm-Aussicht!

 

 

 

 

 

 

 

Hervorragend! Das Panorama von Schneeberg über die gegenüberliegenden Wandabbrüche bis zum Großen Zschirnstein. Das hat schon was!

Danach allerdings muss man immer wieder die quer zur Elbe in die Sandsteinabbrüche des Kamms herein ragenden Querschlüchte umgehen, ohne weiter Aussichten zu genießen. Und auch der bergseitige, Elb-abgewandte Blick gibt keine Fernsichten preis. Nur Wald, ab und zu ein Gehöft aber eben nicht der erwartete Blick zum Beispiel zum Rosenberg.

2005-02-13 14.47.01

Nun, das hilft alles nichts. Unser nächstes Ziel heißt Belvedere beim Dorf Labská Strán (Elbleiten).Wenn wir am Belvedere sind haben wir grob geschätzt 11 km ab Quaderberg geschafft. Hieße also ab da immerhin noch 6,5 km bis Hřensko. Egon ist heute der unumstrittene Bergführer und entscheidet an einem lichten Kiefernwäldchen: „Stop!“ Es ist Glühwein- und Dominostein-Pause.2005-02-13 16.58.16 Immer wieder schön zu beobachten, wie der heiße Glühwein auf seinem Weg in Richtung Leber die Geister weckt und eine innere Freude aufkommt. Scheiß egal, und wenn`s noch 20 Km sind, packen wir mit links. Wir gönnen uns aber allenfalls 15min, danach stiefeln wir weiter.

Belvedere – 158m über der Elbe, eine künstlich angelegte Aussichtsterrasse, erbaut zwischen 1701 und 1711. Es ist die nachweislich älteste

Touristenaussicht in der Böhmischen Schweiz. 2006 war ich letztmalig hier, auch im Winter, damals mit wesentlich mehr Schnee als heute. Im Vergleich

zur Rosenkamm-Aussicht oder der vom Tetschner Quaderberg gibt sich das Belvedere eher bescheiden. Eine Aussichtstafel erklärt die auf der gegenüberliegenden Elbseite stehenden Sandsteinfelsen. Viel mehr sieht man nicht. Ja, natürlich, unten fließt die trübe Elbe dahin und die Häuser von Dolní Žleb (Niedergrund) liegen ziemlich geduckt etwas oberhalb des Flusses an den Elbhängen. Es sieht ziemlich trist aus. Nun, es ist Winter, wenn die Wälder grün sind und die Sonne in den so genannten ElbCanyon strahlt, mag das alles einladender sein.JD505758

Das Hotel Belvedere grüßt mit offener Türe: Jetzt ein schönes, gut gezapftes, böhmisches Bier. Ja, die Versuchung ist da! Die Versuchung unterliegt dem strategischem Interesse, noch vor Einbruch der Dunkelheit in Hřensko zu sein. Und immerhin sind es noch sechseinhalb Kilometer und das nicht etwa auf gut gehbaren Wanderwegen, nein, der Abstieg ins Elbtal erfolgt vom

Dorf Elbleiten aus durch eine enge,

und düstere Klamm – die Suchá Kamenice Soutěska. Die Dürrkamnitz-Klamm. Und die hat`s im Winter auch ein bisschen in sich. Eng, dunkel, und ziemlich holperig ist der Pfad. Egon sagt: „Bald geschafft, Leute!“ Waldi zieht hörbar die Luft ein: „Bald geschafft? – weeßte, wie weit das noch iss!“

Waldi, nun sei mal kein Pessimist, wir schaffen das noch im Hellen…

Allerdings zieht sich die Schlucht ganz schön dahin und ja, es wird langsam aber sicher immer düsterer. Aber zum Glück sind wir alle im Besitz einer Stirnlampe – wenn diese nicht daheim läge. In der Klamm wachsen schöne Eiszapfen und Egon fragt, ob das nun Stalagmiten oder Stalagtiten sind.2005-02-13 18.17.24 Ich baue ihm die Eselsbrücke und weiter geht´s talwärts. Irgendwann erreichen wir die Talstraße am Ortseingang von Herrnskretschen. Nun ist es aber innerhalb weniger Minuten dunkel und auf der Schönaer Seite wartet der von Egon ausgewählte Zug auf uns. Also schnell zur Fähre. Da fährt der Zug los

und geistreiche Ideen kommen zutage. „Wir fahren rüber und laufen noch das Stück hoch bis zu Achim und Uli auf ein Bier!“ Na, die werden sich freuen und dann fährt uns die Uli noch nach Schandau auf den Bahnhof…, tja, das wird wohl nichts denn die Fähre macht nicht das, was sie tun sollte! Sie fährt nicht!

Gar kein Problem – weiter geht´s nach Schmilka. So kriegen wir wenigstens knapp 25 km voll und im Grenzeck wartet noch ein Bierchen. Doch das Tempo ist nicht mehr das, was es einst war und so dunkel wie der Himmel, die Elbe und der Wald ist auch Schmilka und insbesondere das Grenzeck.

Aber die Fähre fährt und so sitzen wir irgendwann im Zug nach Schandau und kurz darauf im Auto nach Hause. Zeitvergleich: Es ist kurz nach 19:00 Uhr.

Fazit:

Als Klubtour nur sehr bedingt empfehlenswert, für Waldliebhaber eine schöne Laufe, für Aussichtspunktsammler eher bescheiden (Dennoch: die Rosenkamm-Aussicht ein Muss!). Am Ende des Tages war es aber eine schöne Frischluft-Strapaze!

Berg Heil Peter

2005-02-13 19.37.43

Auf der Fähre nach Hirschmühle

4 Antworten auf „Böhmische Winterwanderung (08.02.2015)“

Mit großen Respekt vor der Leisung unserer 3 Bergkameraden habe ich den Bericht gelesen. Da ich am letzten Wochenende nicht in die Berge fahren konnte, haben sie jedenfalls meinen Teil mit übernommen.
Berg Heil
Profi

Alle Achtung, was Ihr da so treibt ! Ihr könnt in Zukunft auch anrufen, wir hätten Euch irgendwo eingesammelt. Ansonsten war es gut, dass die Fähre in Schöna nicht fuhr, denn bei uns herrscht alkoholfreie Zeit – da hätten wir Eure Gesichter sehen wollen.
Berg Heil
Uli

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