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Nepalbergtour der Bergpiraten 2015, Teil 2

Mittwoch, 18.11.2015,

  1. Etappe Nayapul 1070 m bis Ghandruk 1940 m; 13,7 km

Mit einem Kleinbus, in den alle 15 Leute und der Fahrer mehr oder weniger Platz fanden, fuhren wir ca. 2 Stunden zum Ausgangspunkt unserer Trekkingtour. Das komplette Gepäck wurde auf das Dach verfrachtet. Gegen 10:30 Uhr startete die 1. Etappe. Wir waren ca. 2 km unterwegs, als bemerkt wurde, dass 2 Leute fehlten: Katrin und Ingo, hatten wohl noch schnell was zu erledigen! Spaß beiseite, nach einer halben Stunde tauchten sie wieder auf. Sie hatten uns aus den Augen verloren und haben an der falschen Brücke gewartet. Jetzt konnte es losgehen, langsam schlängelte sich der Weg bergaufwärts, immer entlang des Modi-Flusses. Unterwegs in Kilyou bekamen wir ein leckeres frisch zubereitetes Mittagessen. Danach ging der Anstieg über Klimche bis nach Ghandruk, viele Stufen, jede anders hoch Ghandruk 2oder breit, waren zu überwinden, aber alle haben die erste Etappe gut geschafft. In Ghandruk waren wir wieder in der gleichen Unterkunft wie vor 2 Jahren. Es wurde dann auch sehr schnell dunkel und sehr kalt. Noch gab es Internet und die meisten konnten somit ihrer gewohnten Beschäftigung nachgehen. Nach dem Essen kam die allabendliche Ansage von Ganesh zum weiteren Verlauf unserer Tour, noch schnell das Frühstück ordern, und ab in den warmen Schlafsack.

Donnerstag, 19.11.2015

  1. Etappe von Ghandruk 1940 m bis Chomrong 2170 m; 9,5 km

Nach dem Frühstück um 8:30 Uhr war Abmarsch, uns stand eine sehr anstrengende Etappe bevor. Nach anfänglicher morgendlicher Kühle, riss sich einer nach dem Anderen die warmen Sachen vom Leib, denn in der Sonne war es extrem heiß. Hardy und ich mussten feststellen, dass uns ein Wanderthermometer fehlt. Es ging sicher an die 30 °C in der Mittagshitze. Wir kamen wieder durch viele kleine Dörfer und konnten ausgiebig das Leben der Bauern kennenlernen. Fazit von Uli: Mittelalter, klingt zwar drastisch, ist aber wahr. In Worte fassen lässt sich das kaum, muss man gesehen haben. An diesem Tag haben wir mittags nichts gegessen, da uns noch ein steiler Anstieg bevor stand. Unsere Träger, das sei hier auch mal erwähnt, mussten sich vor dem Anstieg aber ordentlich stärken, sie vollbringen eine enorme Leistung, ohne sie könnten wir unsere Tour vergessen. Manch einer aus unserer Gruppe hat nicht mal einen Tagesrucksack bei sich gehabt! In Chomrong konnten wir den ersten schönen Ausblick auf die Annapurna Süd genießen. Wir waren noch einmal recht komfortabel untergebracht, es gab sogar einen kleinen Feuchtraum hinter dem Schafraum mit Dusche (kalt) und WC. Gleich nach der Ankunft wurde dann gegessen (nachmittags). Ich bin danach zu Bett und nicht mehr aufgestanden. Diese Etappe hatte es schon ordentlich in sich. Die anderen haben sich die Zeit mit ihren Handys vertrieben und abends noch mal gegessen.

Freitag, 20.11.2015

  1. Etappe von Chomrong 2170 m bis Dobhan 2600 m; 11,3 km

Abmarsch um 8:20 Uhr, Profi überlegte noch kurz, ob er seine Jacke gleich ausziehen soll, mein Kommentar dazu: „besser ist es vielleicht, ansonsten würde er vielleicht den Anschluss an die Gruppe verlieren“. Dazu muss mal kurz erwähnt werden, dass wir meist in 3 Gruppen unterwegs waren, vergleichbar mit der Tour de France. Tete de la Course: Profi und Astrid; das Peleton (geschlossenes Hauptfeld) wurde angeführt von Gerhard (74) mit seinem persönlichen Guide Sambhu, danach wechselnd Kathrin, Maria, Christina, Hardy und Uli, vor dem „Besenwagen“ Ingo mit seinem persönlichen Guide Ganesh.

Samstag, 21.11.2015

     4. Etappe von Dobhan 2600 m bis MBC 3700 m; 13,5 km

Abmarsch wieder um 8:20 Uhr. Eigentlich sollte es heute nur bis Deurali 3230 m gehen, da wir aber schon mittags dort waren, beschloss unser Ganesh an diesem Tag noch bis ins Machhapuchchre Base Camp (MBC 3700 m) vorzustoßen, das würde uns am nächsten Tag zu Gute kommen. Erst mal stärkten wir uns mit einer Vegi-Nudelsuppe und dann ging es weiter. Der Weg durch das Tal zum MBC hinauf zog sich unendlich dahin, aber irgendwann hatten wir es dann geschafft. Hardy und ich kamen um 16 Uhr an, wir bekamen sofort einen leckeren Zitronentee (Bier vermisst momentan keiner) serviert und richteten uns dann unser Schlaflager ein. Im Aufenthaltsraum war es recht kühl, so fragten wir mal nach dem Heather, wir hatten auch Glück, es gab noch etwas Treibstoff. Also man muss sich das so vorstellen, ein riesiger Tisch ringsherum mit Decken zu gehangen, der Heizer kommt dann unter den Tisch. Es wurde mächtig warm, die Geruchsbelästigung war aber auch nicht unerheblich. Ganesh gab noch Anweisungen für den nächsten Tag, jeder sollte ganz langsam gehen, Gruppe 1 sollte mit Sambhu gehen und Ingo mit Ganesh und Profi zuletzt. An diesem Abend gingen wir, wie immer zeitig aber schön aufgewärmt, in unser Bett, aber gut schlafen konnten wir trotzdem nicht, bedingt durch die Höhe.

Sonntag, 22.11.2015

  1. Etappe vom MBC 3100 m bis ABC 4130 m; 3,5 km

Abmarsch wieder um 8:20 Uhr, Gerhard rannte natürlich wieder davon, sein Guide musste hinterher, so gingen wir im Mittelfeld für uns allein, was aber absolut ok. war, verlaufen konnten wir uns nicht, schließlich wollten wir die Faszination der schneebedeckten Riesen auf uns wirken lassen, fotografieren, quatschen usw. und auf der Flucht waren wir auch nicht. Nach guten 2 Stunden hatten wir es dann auch geschafft, nicht viel später traf auch unser Ingo ein, stolz wie Oskar, weil er nicht daran geglaubt hatte, dies zu schaffen. Nach einer angemessenen Mittagspause wurde auf den kleinen, mit Gebetsfahnen geschmückten, Tempel hinter den Gebäuden zum Fotoshooting gerufen. Das komplette Team fand sich dort ein und es wurden unzählige Fotos vor dem Hintergrund der Annapurna Süd und Annapurna 1 geschossen. Das Wetter hätte besser nicht sein können, strahlend blauer Himmel, keine Wolke und Sonne. Für die Anstrengungen der letzten Tage wurden wir belohnt.  Einige legten auch die Blumenkränze von Ganesh ab, es war ja Totensonntag und so gedachten wir aus der Ferne unseren verstorbenen Bergfreunden oder Angehörigen. Der Tag verlief ruhig dahin, wir sind mit Ganesh noch ein Stück an der Gletscherkante entlang, er war sehr besorgt um uns! Diese Nacht war wieder schlimm, es wurde Zeit das wir aus der Höhe runterkamen.

 

Montag, 23.11.2015

  1. Etappe vom ABC 4130 m bis Bamboo 2310 m; 18,1 km

Start um 8:10 Uhr, ein anstrengender Tag, obwohl es nur bergab ging. Nun sah man alles von der anderen Seite und oft fragten wir uns, sind wir hier wirklich hoch? Mittagspause war in Himalaya, 2920 m, aber allzu lange hielten wir uns dort nicht auf, dann rasten alle weiter. Das Quartier in Bamboo war das einfachste der gesamten Tour, dort hatten sie auch große technische Probleme mit ihrem Strom. Aber es gab eine Dusche mit Gasdurchlauferhitzer und in der Gasflasche war auch noch etwas drin. Immerhin hatten wir 2 Tage nicht geduscht und jetzt gab es sogar warmes Wasser, herrlich. Der Aufenthaltsraum war nicht so gemütlich, aber da wir ohnehin alle fertig waren, ging es nach dem Essen zu Bett. Am nächsten Morgen, Profi hatte mal wieder sehr viel geschwatzt, da fiel ihm ein, noch einen Kaffee zu trinken, die Thermoskanne war leer, so wagte er den Gang in die Küche. Völlig verstört und mit Entsetzen kam er zurück und meinte, der Herd müsste unbedingt mal geputzt werden. Kaum zu glauben, dass er mit seiner Lesebrille diesen Scharfblick hatte.

Dienstag, 24.11.2015

  1. Etappe von Bamboo 2310 m bis Jhinudanda (Hot Springs) 1750 m; 9,7 km+2,4 km

Jetzt aber los, wie immer 8:10 Uhr, mittags waren wir wieder in Chomrong angekommen, wo wir bereits auf dem Hinweg übernachtet hatten. Bis dahin ging es mehrmals bergauf, auch eine riesige Hängebrücke musste überquert werden, es war eine sehr anstrengende Etappe. In Chomrong wurde Mittagspause gemacht, es gab auch wieder Internet, welche Freude, aber auch großer Ärger, da zu langsam…, man könnte fast von Entzugserscheinungen sprechen.  Von Chomrong sollte es noch ca. 1 Stunde im Abstieg bis zu unserem Tagesziel an den Hot Springs sein. Der Abstieg hatte es wieder mal in sich, viele, viele Stufen. Das heutige Quartier war recht gut, nannte sich Hotel Evergreen, ein Hotel war es aber nicht. Um 15 Uhr Abmarsch zu den heißen Quellen, noch einmal 1,2 km hinunter zum Fluss und dann wieder hinauf. Gerhard und Ingo sind nicht mitgegangen, mussten sich ausruhen.  Unterwegs hat Ganesh von einem alten Mann ein paar Kräuter bekommen. Die meisten haben sich im Bassin getummelt oder auch nur die Füße gewässert, dabei wurde geraucht. Wieder oben angekommen wurde es auch schon dunkel und die Essenszeit nahte. Der Aufenthaltsraum war diesmal recht gemütlich, so dass wir uns gleich einig waren, heute mal etwas länger aufzubleiben. Unser Ganesh war in Stimmung und hat uns 2 kleine Flachmänner mit Rum spendiert. Der erste Alkohol nach vielen Tagen ist allen bestens bekommen.

Mittwoch, 25.11.2015

  1. Etappe von Jhinudanda (Hot Springs) 1750 m bis Tolka 1700 m; 11,3 km

Diesmal sind wir schon um 8:00 Uhr gestartet, und gleich ging es steil nach unten zum Fluss. Diesen überquerten wir über eine riesige Hängebrücke und stiegen anschließend recht gemächlich auf der anderen Bergseite zur Ortschaft Landruk hinauf. Um 13 Uhr kamen wir im Quartier an, dieses war einigen bereits von der letzten Reise bekannt. Unterwegs gab es viel Interessantes zu sehen, z. B. wie eine ganze Familie bis hin zum Kleinkind damit beschäftigt war, eine neue Terrasse anzulegen, mühsam wurde der Spaten mit dem Erdaushub an einem Strick aus der Baugrube gezogen. Dann sahen wir eine Art Kiesgrube, mehrere große Haufen in verschiedenster Körnung, alles von Hand gehämmert.  Riesige umgestürzte Bäume, wie im Urwald, werden Stück für Stück zerkleinert und zu schön anzusehenden Holzstapeln aufgeschichtet. Wir waren an diesem Tag nicht mehr allzu fleißig, Essen und Rumhängen bis zum nächsten Essen. Die Träger hatten sich im Garten ein schönes Lagerfeuer entfacht, sie hatten ihren Spaß. Besonders als dann noch 2 kleine Flaschen Rum ins Spiel kamen. Auch wir bekamen unseren Grog, die Erwärmung tat uns sehr gut, denn im Aufenthaltsraum war es ungemütlich frisch. Heute wurde das erste Bier nach 9 Tagen getrunken, deshalb mussten später wahrscheinlich auch noch einige zum Rauchen raus, allen voran Hardy und Uli, egal ob erkältet, nur der Augenblick zählt!  Unser Ganesh ließ uns wissen, dass wir am nächsten Tag nur noch Straße laufen, was man so Straße nennen kann, und dann in Dhampus auf der öffentlichen Straße landen würden, wo wir abgeholt werden sollten. Rekordzeit für das zu Bettgehen an diesem Abend, 4 Leute sind bis 22:00 Uhr aufgeblieben!

Donnerstag, 26.11.2015

  1. Etappe von Tolka 1700 m bis Kande bei Dhampus 1770m; 13,5 km

Um 8:00 Uhr marschierten wir los, gleich vorweg, die letzte Etappe hatte es nochmal so richtig in sich. Aber vielleicht lag es auch daran, dass die Luft bei allen raus war, am letzten Tag konnten wir uns ja mal so richtig gehen lassen. Wir kamen zwar gut voran, aber die Straße nahm kein Ende, Kurve an Kurve, einige kleine Dörfer, die an die Außenwelt angeschlossen werden. Wir haben aber nur ein Fahrzeug gesehen, Touristen, die sich in Tolka abholen ließen. Das hätten sie auch noch laufen können, denn am Nachmittag haben wir sie schon wieder in Pokhara gesichtet! Jedenfalls sind wir gegen Mittag in Pothana gelandet, dort wurde eine längere Pause eingelegt. Gestärkt ging es weiter, die letzten Kilometer wieder steile Treppen. Wir kamen noch an einer Schule vorbei, sofort wurden wir überfallmäßig belagert. Uli hatte noch was im Rucksack und ich fand auch noch paar Bonbons. Hardy hat sich gleich verzogen. Dann hatten wir irgendwie den Anschluss verloren, aber an der unklaren Stelle wartete ein Träger auf uns drei. Kurz vor 14 Uhr waren wir endlich an der Straße angelangt, unser Kleinbus ließ auch nicht mehr lange auf sich warten. Schnell wurde das Gepäck verladen und alle zwängten sich wieder in den Bus hinein. Die Fahrt nach Pokhara dauerte nicht sehr lange, im Hotel angekommen, freuten sich alle auf eine heiße Dusche und ein wenig ausruhen. Die Erkältungswelle hatte auch schon um sich gegriffen! Hardy und ich sind in die Stadt und haben Mützen für die Enkelkinder geholt. Um 17:00 Uhr haben wir unsere vier Träger und unseren zweiten Führer, Sambhu, offiziell verabschiedet und uns reichlich bedankt, es war für alle Beteiligten eine angenehme und schöne Zeit, an die sicher jeder gerne zurück denken wird.

Zum Abendessen sollte es etwas Besonderes sein, aber das ausgewählte Lokal war nur auf eine gute Bewertung erpicht, ansonsten ließ alles sehr zu wünschen übrig. Dass dort keiner ein zweites Bier trinken wollte, spricht wohl für sich.

 

2 Antworten auf „Nepalbergtour der Bergpiraten 2015, Teil 2“

Wunderschöner Erlebnisbericht. Danke, denn so haben wir Nichtteilnehmer dennoch einen intensiven Einblick in Eure Tour gewinnen können. Hut ab vor allen ABC-Erstürmern und bis bald in den Nikolsdorfer Wänden.

Sehr interessante Tour mit vielen Erlebnissen. Die werden euch sicher lange in Erinnerung bleiben.
PS: Wenn wir das nächste mal Zuspätkommen, dann haben wir an der falschen Brücke gewartet. Das passiert uns ständig.

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