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Piz Bernina Besteigung durch die Bergpiraten

Die Idee den Piz Bernina als den einzigen 4000er in den Ostalpen zu besteigen, gibt es bei den Bergpiraten schon eine geraume Zeit.

Bereits 2013 hatten wir gemeinsam mit Hardy Grohmann dieses Thema aufgegriffen und eine Besteigung des Piz Bernina geplant.

Leider hatte schlechtes Wetter und enorme Mengen an Neuschnee uns einen Strich durch die Rechnung gemacht und wir mussten zum Comer See ausweichen und haben dort einige Klettersteige bewältigt.

Von Zeit zu Zeit besonders bei unseren Touren ins Kaunatal und auf den Pitztaler Gletscher schien uns das Massiv der Bernina-Region zum Greifen nah. Auch bei der Besteigung der Wildspitze (Gletscher und Grat-Kletterei) in den Ötztaler Alpen ging unser Blick zum Bernina. Der Bergstock überragt eben alles neben sich.

Die Routenentscheidung war eigentlich schon bei der Planung mit Hardy gefallen. Der Biacograt schien für uns etwas zu kühn. Also haben wir den Spallagrat für uns als beste Lösung gewählt. Da es zwei Zugangsrouten zu diesem Grat gibt musste dies auch bedacht werden.

Von der Schweizer Seite aus startet die Tour von der Diavolezza. Diese liegt jedoch in fester Hand von den Schweizer Bergführern, so dass für uns von Anfang an fest stand, von der italienischen Seite von Lago di Campo Moro die Besteigung anzugehen.

Immer und immer wieder haben wir uns die Schlüsselstellen angeschaut und waren überzeugt, wir können, dass schaffen. Als 2er-Seilschaft bildete der Scerscen-Gletscher und natürlich der Spallagrat die Hauptrisiken.

Am Freitag (17.07.) wurde bereits um 13:00 Uhr der Bürostuhl gegen den Autositz getauscht. Die Idee bestand darin, noch am gleichen Tag Abends auf die Marinelli Hütte (2816 m NN) aufzusteigen und am nächsten Tag von dort aus direkt den Gipfel anzugehen. Leider kommt es Meistens anders als man denkt. Ein Stau auf der Schweizer Autobahn verzögerte unsere Ankunft bereits merklich, so dass wir erst gegen 19:00 Uhr am Lago di Campo eintrafen. Zusätzlich wurden wir durch ein Unwetter durchgeschüttelt. An einem Aufstieg war also nicht mehr zu denken. Wir entschlossen uns am Staudamm zu übernachten und am nächsten Tag bis zur Rifugio Marco e Rosa (3609 mNN) durchzusteigen. Erst am Sonntag in der Früh wurde es in dieser Konstellation möglich, den Gipfel zu besteigen.

Gegen 07:00 Uhr am Sonnabend (18.07.) machten wir uns auf den Weg. Schier endlos ohne großen Höhengewinn starteten wir die Tour. Nach 2,5h erreichten wir gerade mal die Rifugio Carate Brianza in 2600 mNN . Ursprünglich sollten wir bereits nach 3h die Marinelli erreicht haben. Daran war aber nicht zu denken. Nach einem kilometerlangen Abstieg standen wir nach einer Stunde vor der Steilwand auf der die Hütte thronte. Nach einer weiteren halben Stunde hatten wir die erste Tagesetappe erreicht. Waren wir wirklich so langsam??? Wir konnten es kaum glauben und waren nun über die italienischen Zeitangaben gewarnt. Über Schotter ging es weiter. Von einem richtigen Weg konnte nicht mehr gesprochen werden. Nach einer ¾ h hieß es Stopp. Wir hatten den Scerscen-Gletscher erreicht. Leider konnten wir noch keinen Blick auf unser ersehntes Ziel erhaschen. Es lag weiterhin hinter vorgelagerten Bergkuppen verborgen. Schnell wurden die Steigeisen ausgepackt, um den Weiterweg zügig anzugehen. Auf eine Seilsicherung verzichteten wir, da wir an der oberen Gletscherkante die Spalten umgehen wollten. Dies erforderte zusätzlich Zeit, aber war die sichere Variante. Dennoch konnten wir einige Spaltenquerungen nicht ganz vermeiden. Nach einer endlosen Stapferei erreichten wir den immer steiler aufragenden Gletscherteil. Mit der Hilfe unserer Eispickel kämpften wir uns Meter für Meter aufwärts. Plötzlich unterbrach eine neu aufgebrochene Gletscherspalten unseren Weiterweg. Ein kleiner Steg aus bereits weichem Schnee auf einer kleinen Steinrampe sollte uns darüber führten. Glücklicherweise war die Gletscherspalte bereits gut mit Schnee gefüllt, sodass ein weiches Sturzlager entstanden war. Nach dem ich bereits die Hälfte des Schneesteges abgebrochen hatte kam ich dennoch unbehelligt auf der anderen Seite an. Astrid erging es da ein bisschen schlechter. Sie musste sich nach dem völlig verschwundenen Übergang (Sie hatte den Rest noch weggebrochen) durch den tiefen Schnee wühlen und an der Steinrampe aufwärts krabbeln. Nun gut auch dies kostete Zeit. Wir hatten aber bereits 3200 mNN erreicht. Stück für Stück fraßen sich unsere vorderen Steigeisenzacken in das Gletschereis. Die Eispickel gaben sicheren Halt und nach einer weiteren halben Stunde entdeckten wir den Einstieg zum Klettersteig. Er war angelegt worden, um den immer steiler werdenden Gletscher über eine Felswand auszuweichen.

Kletter

                                                                         Astrid kurz vor dem Klettersteig 

Glücklicherweise war die Randkluft zwischen Eis und Felsen mit einer kürzlich aufgestellten Alu-Leiter überbrückt, so dass wir ohne zusätzliche Sicherung den Klettersteig erreichen konnten.

Meter für Meter eine Ewigkeit dauernd kamen wir höher und plötzlich lugte die alte Rifugio Marco e Rosa (3609 mNN) über die Felskante. Wir hatten die zweite Etappe gemeistert. Zufrieden meldeten wir uns bei der Hüttenwirtin.

Marco

Die alte Hütte Marco e Rosa unser Übernachtungsquatier in 3610 m NN

 

An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass die Hütte ausschließlich mit Hubschrauberflügen versorgt wird und das Hüttenpersonal auch über diesen Weg nach oben gebracht wird.

Leider waren die Übernachtungsplätze schon von Schweizer Bergführer auf lange Zeit ausgebucht. Nun gut für uns wäre es kein Problem gewesen auf den Sitzbänken in unseren Schlafsäcken die Nacht zu verbringen. Gegen 21:00 Uhr wurde uns dann ein Matratzenlager zugeordnet. Fast zu glauben für jeden 40 cm breit. In einer Sardinenbüchse gibt es wirklich mehr Platz. Nach einer verständlich unruhigen Nacht klingelten bereit 4:45 Uhr die ersten Handy-Wecker. Wir hatten es zwar nicht eilig (wir wollten erst ohne Stirnlampen unseren Weiteraufstieg angehen), aber der Tumult ließ auch uns aus dem Lager kriechen. Nach einem starken Kaffee und etwas Brot starteten wir unsere Weitertour gegen 6:30 Uhr. Die Sonne stieg schon über den Horizont und ließ den Schnee hell erglitzern. Der Steilanstieg über das Schneefeld bis zum Felsaufbau des Piz Spalla ließ sich recht schnell und ohne Sicherungsseil bewältigen.

Steil

Sonnenaufgang vor dem Felsaufbau des Piz Spalla

 

In einer Höhe von 3920 mNN wurde es Ernst. Die Steigeisen wurden abgelegt und das Sicherungsseil ausgepackt. Die Sitzgurte, Exen, Karabiner hatten wir schon an der Hütte angelegt. Astrid ging in Sicherung und ich schob mich den ersten Felsabsatz aufwärts. Zwei Bühlerhaken an den ersten Schwierigkeitszügen verliehen mir gleich viel mehr Sicherheit. Nach kurzer Zeit hatte ich den ersten Standplatz erreicht. Schnell war auch Astrid nachgeholt. Mein GPS zeigte bereits 3950 mNN. Vor uns pausierte eine 4er Seilschaft aus Böhmen, die uns anboten sie zu überholen. Doch wir entschieden uns ohne Eile aber genussvoll weiterzusteigen und so blieben wir hinter der Seilschaft zurück. Im nächsten Abschnitt galt es ein senkrechtes Wandstück mit sehr guten Griffen sowie ausgezeichneten Tritten zu meistern. Bestens abgesichert, ließ sich dieser Bereich sehr schnell überwinden. Es war bereits nach 8:30 Uhr und das GPS tanzte bereits auf die 4000er Marke zu.

Immer höher, immer höher von Standplatz zu Standplatz und plötzlich lag der verschneite Spallagrat vor uns. Wir hatten den Piz Spalla auf einer Höhe von 4020 mNN erreicht.

Erleichterung machte sich aber bei uns nicht breit. Ohne nennenswerte Sicherung ging es nun über den endlos scheinenden Grat. Diesmal waren wirklich die Steigeisen die wichtigste Lebensversicherung.

Spalla                                                                 

Der Spallagrat vom Piz Bernina aus gesehen

 Nach dem langgezogenen Balanceakt hieß es wieder, Steigeisen ab, Sicherungsseil ab und in freier Felskletterei in über 4000m Höhe dem Gipfel entgegen. Überglücklich! Das Gipfelziel erreicht!!! Ein Berg Heil und ein Gipfelkuss, ja wir waren oben. Der grandiose Rundblick in 4049 mNN über die Alpenlandschaft ist der beste Lohn für diese Mühen.

Doch Halt!!! Eine Bergfahrt ist erst beendet, wenn das sichere Tal erreicht ist. Vor uns lagen noch 2000 m im Abstieg.

Abseilen, Gletscher, Klettersteig, Gletscher und Abwärtswanderung durch Geröll und Waldpfade galt es noch zu meistern. Gegen 20:00 Uhr erreichten wir das Auto.

Ende

Geschafft!!!!!!! Nur noch Füße hochlegen

Noch ein Anruf bei Hardy (Geburtstagsgrüße übermitteln) und schon verfielen wir in einen zufriedenen Schlaf. (Waschen fiel aus)

Nachwort: Am nächsten Morgen mussten wir bereits wieder gegen 4:30 Uhr aufstehen, da die Rückfahrt 5h in Anspruch nehmen würde. Astrid und ich mussten spätesten 11:00 Uhr im Büro sein. Wir hatten ja unseren Ursprungsplan verfehlt, bereits am Sonntagabend heimzureisen. So war etwas Eile geboten.

 

Berg Heil

Eurer Profi

 

 

3 Antworten auf „Piz Bernina Besteigung durch die Bergpiraten“

Ein Berg Heil für Eure erfolgreiche Besteigung der Piz Bernina anlässlich meines Geburtstages aus Berlin!!! Hardy

Ein bißchen verrückt seid Ihr schon – aber, tut es solange es geht. Davon kann man Jahre später noch zehren.

Mir wird`s Himmel, Angst und Bange mit Euch ins Rätikon zu fahren…, am Besten ich versteck` mich früh beizeiten hinter der Douglashütte!
Aber trotzdem, ich verneige mich so tief es geht und der Kessel es zulässt!

Bis bald
Peter

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